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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zu viele Touristen?


Asjan
30.11.2014, 01:10
Hallo zusammen,

immer wieder lese ich in den Foren, daß es in manchen Ecken Indonesiens zu viele Touristen gibt. Man sucht nach den ruhige Ecken Indonesiens...usw.
Mir ist aber außerhalb Balis, Teilen Lomboks und an zwei, drei anderen Ecken in Indonesien nie in den Sinn gekommen: Mann, hier hat es aber viele Touristen!
Liegt es daran, daß ich meist vor oder nach der Saison gehe?
Wie sind eure Erfahrungen?

traveltho
30.11.2014, 22:57
Hallo Asjan,

ich sage mal "Ja" und ich denke, das wird in 2015 noch extremer, nachdem nun einige Reisefachunternehmen Ziele in Indonesien besonders anpreisen.
Bali ist bereits übervölkert und hat Trinkwasserprobleme und ein seit langem bestehendes Müllproblem.
Meine "alte Heimat Flores" war schon in den vergangenen Jahren bis 2010 nahezu überfordert bezüglich der ankommenden Touristen und jetzt hat man auch dort Trinkwasserversorgungsprobleme, ebenso wie die klassischen Probleme mit Geschlechtskrankheiten und steigender Armut und Kriminalität.

Von daher denke ich schon, dass es ein derartiges Problem wahrlich gibt.... leider!

Sonnige Grüße,
Thomas

Asjan
01.12.2014, 12:54
Aber auf Flores konzentriert sich doch alles recht stark auf Labuan Bajo.
Oder gibt es noch andere Hotspots?
Ich war noch nie in Bajawa...
Das Müllproblem ist natürlich sehr bedenklich und nirgends wirklich gelöst

traveltho
02.12.2014, 09:29
Auf Flores besteht das Problem bereits auch in den Städten entlang des Flores-Highways. Ebenso ist es auch an den Hotspots Rinca und Komodo.
Aber auch im Inneren der Insel ist es schon erschreckend. Bayawa und das benachbarte traditionelle Dorf Bena sind ebenso betroffen, wie der Vulkanhotspot Kelimutu, wo der Tourismus das einst so schicke und gemütliche Dorf am Fuße bereits sehr in Mitleidenschaft gezogen hat.
Überall auf der Insel (und anderenorts) geht es scheinbar nur noch um das "schnelle Geld"...

Chris62
02.12.2014, 17:35
Für meinen Teil kann ich nur von Bali sprechen,
da ich auf anderen Inseln bisher eher die "Hotspots" besuchte.
Gestern hab ich meinen "Kulttrip" um die Ostküste Balis (Amed) gemacht,
die von mir eigentlich geliebte Gegend an der Küstenstrasse ist eine einzige riesige Baustelle,
es entstehen Hotels ohne Ende, früher gab es einige, an bestimmten Plätzen konzentriert, der Rest waren recht ursprüngliche Dörfer und Natur...
Wenn ich von der Terrasse meines Hotels gucke, sehe ich ein neues Haus,
das nicht eben kleine Puri Santrian wird erweitert...
Vom Strand in Semawang ist kaum noch der Sand zu sehen,
soviele "Einheitswarungs" und Liegen bevölkern diesen...
Touristen gibt es m.E. -zumindestens in Sanur- nicht viel mehr als vorher, die Nationalitäten sind nur etwas unterschiedlicher geworden.
Das mag in der kurzen Hauptsaison anders sein,
reise zu dieser Zeit jedoch nie hierher.
Ich denke, das Verhältnis stimmt nicht,
es gibt ein Überangebot für nicht vorhandene Touristen,
also wird die Werbung nachziehen müssen, um die Lücken zu füllen,
vermutlich hat der neue Flughafen noch reichlich Kapazität und irgendwann wird zumindestens Bali völlig verramscht,
wenn es denn die entsprechenden Billig-Pauschalangebote gibt.
Noch findet man auch hier noch relativ ursprüngliche Ecken,
ich bin u.a. oft in warungs der einzige westliche Mensch,
aber auch das ist eine Frage der Zeit...

Bei meinem Aufenthalt in Jakarta hab ich 2 Tage lang keine weisse Haut gesehn, da hab ich allerdings auch privat gewohnt.
Vielleicht wird es Zeit, abgelegenere Inseln intensiver zu erkunden,
wenn auf Bali keine ursprünglichen Fleckchen mehr zu finden sind...

Das finde ich schon traurig, weil ich die Mentalität der Balinesen eigentlich liebe...
Aber Indonesien ist gross und es gibt noch viel zu entdecken.

Gruss vom letzten Abend aus Bali
Chris

Asjan
02.12.2014, 23:53
Thomas, hmmm...ich war nur einmal in Moni und das war 2001 und ich fand es damals schon nicht dolle. Die Leute da waren nicht gerade superfreundlich. Wahrscheinlich weil sie selten einen Touristen dort haben, der länger als eine Nacht bleibt. Schade, da die Umgebung wirklich wunderschön ist und es sicherlich mehr zu sehen gibt als Kelimutu.

Aber wenn ich, abseits von Bali, die Schönheit Indonesiens mit (z.B.)Thailand vergleiche, dann ist in Sachen Touristenauflauf Indonesien noch unfassbar (glücklicherweise und fast schon unverständlichweise) weit weg. Hier kann ich einen Schritt nach links oder rechts machen und sehe quasi tagelang keinen anderen Touristen. Im Grunde liegt es doch an jedem selbst diesen Schritt nach links und rechts zu machen. Wenn ich nach Kuta gehe, dann weiss ich das es überlaufen ist...schließlich trage ich ja dazu bei, ich bin ein weiterer Tourist über den sich andere wieder aufregen.

Komischerweise nimmt die Anzahl auf den Nachbarinseln dramatisch ab. Lombok kriegt, geballt auf wenigen Zentren, noch was ab, aber Sumbawa sieht wohl nicht mehr als ein paar Tausend Touristen im Jahr. Ist mir völlig schleierhaft warum. Sumbawa steht in Sachen Schönheit Bali in nichts nach und hat bei weitem die schöneren Strände. Da hat sich selbst in Jahrzehnten nichts verändert. Es wird einfach ignoriert, obwohl nur eine Flugstunde von Bali entfernt. Versteht mich nicht falsch, ich will auch nichts daran ändern. Wollte nur nochmal anmerken wie leicht es ist den gefühlten Massen aus dem Weg zu gehen:)

traveltho
11.12.2014, 04:37
Ich denke, man sollte die Anzahl von Touristen auch immer in Bezug zur lokalen Kultur sehen und da hinkt dann der Vergleich mit Thailand.

Natürlich kann ich in Indonesien, bzw abseits von Bali, schnell und einfach dem Tourismus entfliehen (was ich ja gegenwärtig sogar hier, 4km nördlich von Ubud auch mache), aber wie wirkt sich dies auf die hiesige Bevölkerung aus?

Bis Ende der 1990-er Jahre war Flores noch die Reiskammer Indonesiens, aber die wenigen Touristen, die schon zum Ende der 1990-er dorthin kamen haben dazu geführt, dass Flores heute Reis importieren muss für seine Bevölkerung.
Reisbauer sein war plötzlich nichts mehr wert, da man ja mit einem Touristen am Tag mehr verdienen kann als Guide, als man in einem Monat mit Feldarbeit erwirtschaften kann. Und im Umkehrschluß ist nun der Reis für viele Menschen auf Flores kaum noch bezahlbar.
In Thailand lebt man noch mit den gewachsenen Traditionen (im Gegensatz zu Indonesien, wo "Traditionen erst in der jüngsten Vergangenheit von Aussen auferlegt wurden") und begegnet Neuem mit höflichem Lächeln, aber keineswegs mit realem Interesse ;)

Das nur mal flink so zurück, während ich hier mitten in der Reisfeldern hocke :D

Sonnige Grüße,
Thomas

Asjan
11.12.2014, 12:41
Hi Thomas,

den bezug zur lokalen Kultur und Touristenzahlen verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht. Ob 100 oder 1000 Touristen an einem Ort sind ist in jeder Kultur ein Unterschied.

Der Zusammenbruch des Reisanbaus in Flores sehe ich in nahezu keinem Zusammenhang mit den Touristen. Wieviel Prozent der einheimischen Bevölkerung arbeitet im Touristensektor? Ich schätze mal 5 Prozent. Gemessen an der größe der Insel, der Einwohnerzahl und den recht wenigen Touristenhotspots können es eigenlich gar nicht mehr sein.
Viele wollen einfach nicht mehr auf dem Land arbeiten und steigen um auf "Taxi" o.ä.
Dieses begehren nach mehr Geld sehe ich aber nur im geringen Maß als des Touristen schuld sondern dem TV und dem darin vorgelebten Leben von Jakarta oder Surabaya.
Ist aber nur eine Einschätzung, mag falsch sein