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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bezinpreiserhöhung in Indonesien


Webadmin
02.11.2005, 20:53
Die am 1.10. in Kraft getretene Bezinpreiserhöhung in Indonesien führte im Indonesien-Forum zu starken Diskussionen.

Die Benzinpreise sind seit 1.10. :
Normalbenzin von 2400 Rp auf 4500 Rp = + 87,5 %
Diesel: von 2100 Rp auf 4300 Rp = + 104,8 %
Petroleum von 700 Rp auf 2000 Rp gestiegen = + 185,7 %.

Petroleum wird in vielen Haushalten noch zum kochen auf Petroleums-Brennern verwendet.

Mein Posting dazu im Indonesien-Forum:

Hallo Zusammen,

soweit mir bekannt ist, wurden die Benzin-, Diesel- und Petroleumspreise bislang von Staat subventioniert. Das beeinträchtigte natürlich in keinster Weise die Gewinne der Erdölindustrie, da die Differenzen eben aus dem Haushalt des Staates finanziert wurden.

Diese Subventionierungen sind nun entfallen. Der Erdölindustrie ist es egal, woher ihre Gewinne kommen. Ob nun durch Subventionen oder Abwälzung auf die Endverbraucher.

Aber wenn wir Deutschen uns unsere öffentlichen Haushalte ansehen und die steuerlichen und abgabenmäßigen Maßnahmen, die jetzt auf uns zukommen, sollten wir - trotz allem Ärgernis - Verständnis für den sehr hoch verschuldeten Staat Indonesien aufbringen. Ärgerlich für uns ist, dass lt. Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler jl. rd. 30 Milliarden Euro verschwendet werden. Bei einer Haushaltslücke von jl. 35 Milliarden Euro brauchte die öffentliche Hand nur sich selbst kontrollieren, und künftig diese Verschwendung von Steuermitteln vermeiden. Da bedarf es nicht der Erhöhung von Mehrwertsteuer und Sozialabgaben.

Alles in Allem bin ich der Auffassung, dass der Staat Indonesien hier die richtigen Schritte unternommen hat, um ihr Haushaltsdefizit zu verringern. Daran sollten sich einmal unsere Poltiker eine Scheibe abschneiden. Statt dessen werden jl. zig-Milliarden Euro an Subventionen aus dem Fenster geworfen. Angefangen vom einfachen Bauern, bis hin zur Kernenergie. An wirkliches Sparen denkt bei uns kein Mensch in der Poliitik. Statt dessen wird ständig an der Steuer- und Abgabenschraube gedreht. Bei einem Großteil der dt. Bürger (Leute mit geringem Einkommen) sind die Grenzen der Belastbarkeit schon lange überschritten. Aber wo holt man sich das Geld ? Nicht bei den Reichen, sondern bei denen, die selbst kaum über die Runden kommen (siehe z.B. Pendlerpauschale oder Eigenheimzulage bzw. die Kürzung von ALG II von bislang 345 Euro im Monat). Wer kann von uns schon davon leben, wenn von diesem Geld noch die Energie-, Telefon- und andere Fixausgaben bezahlt werden müssen ?

Der indonesische Staat hingegen belastet mit der Streichung der Subventionen die Bürger gleichmaßen, insbesondere die, die über einen großen Fuhrpark verfügen. Ich kann nur hoffen, dass sich diese Preisteigerungen in einer Anhebung der Mindestlöhne in Indonesien einigermaßen egalisiert. Denn Hand aufs Herz: wer von uns würde schon für 30-40 Euro im Monat 48 Std. die Woche arbeiten ? Die Behausungen, in denen eine Vielzahl von Indonesiern leben müssen, sind zum Teil schon menschenunwürdig. Angefangen von der Hygiene bis hin zu Ratten, Kakalaken und anderes Ungeziefer. Hauptsache: billig.

Aber wie bereits betont: das ist lediglich meine persönliche Meinung, die sich nicht unbedingt mit der Meinung anderer decken muss.

Grüße
Gregor

Webadmin
02.11.2005, 20:55
Hallo Zusammen,

vielleicht noch soviel zur Verschwendung von Steuern und Abgaben bei uns:

die Verschwendung von Steuermitteln hier bei uns ist mir zum Teil bekannt. Die Dunkelziffer gegenüber dem Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler ist erheblich. Solange Bund, Länder und Gemeinden über die Verwendung ihres Etats grübeln müssen, und in guten Zeiten keine Rücklagen bilden dürfen, weil ihnen ansonsten der Etat für das Folgejahr gekürzt wird, wird die Verschwendungssucht auch anhalten. Mir persönlich sind folgende Fälle bekannt:

1. Gemeinde x

Weil noch genug Geld im Dezember vorhanden war, wurden mal so eben 30 Microfilmrückvergrößerungsgeräte Ã* DM 300,00 angeschafft, obwohl garkeine Möglichkeiten der Microverfilmung vorhanden waren. 3 Jahre später wurden die gleichen Geräte ungeöffnet (also Originalverpackt) für DM 50,00 das Stück weiterverkauft.

In der gleichen Gemeinde brauchte ein Beamter im Polizeidienst einen neuen, breiten Filsstift für den Verkehrsunterricht der Kinder an den Schulen. Er wollte sich diesen Stift im örtlichen Bürobedarfsgeschäft besorgen. Sooo einfach geht das bei der öffentlichen Hand aber nicht. Zuerst musste herumtelefoniert werden, wo denn dieser Stift günstiger zu erwerben sei. Dann gab es ein Meeting über 1 1/2 Std. mit 3 Personen, wo dieser Stift nun gekauft werden sollte. Endeffekt: mangels PKW wurde nun mit einem Mannschaftswagen in einen 20 km weit entfernten Ort gefahren (ein Weg), weil dort der Stift 20 Pfennig billiger war.

Gemeinde y
Ebenfalls weil im Dezember noch Geld da war, was ja in dem Jahr noch ausgegeben werden musste, bekam der Leiter der Stadtwerke mal eben einen Benz gekauft, den er auch privat nutzen konnte.

Und da will sich jemand über Korruption in Indonesien aufregen ? Oder die Abschaffung von Subventionen zur Verbesserung der Haushaltslage ? Wir als "reiche" Industrienation machen es doch teilweise im Kleinen den ärmeren Staaten vor, wie man am besten das Geld unter die Leute bringt und wie man es dem kleinen Bürger wieder abzwackt. Bevor wir die Berechtigung haben, den Zeigefinger zu erheben, wäre es ratsamer, zuerst bei uns selbst anzufangen.

Ich muss aufhören, sonst schreibe ich mich in Rage.

Grüße
Gregor