Bali Board - Einzelnen Beitrag anzeigen - Auswandern nach Bali / lombok
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Alt 25.05.2006, 12:25   #6
Flüsterer
Routinier
 
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Flüsterer befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
Ein fröhliches Hallo in die Runde!
In allen Foren melden sich immer wieder Menschen, die von ihrem Traum erzählen, nach Bali auszuwandern. Interessant dabei ist, dass viele dieser Menschen überhaupt keine Vorstellungen von den tatsächlichen Lebensumständen in dem Land haben, in das sie auswandern wollen. Sie kennen es nur von maximal dreiwöchigen Urlaubsreisen und niemand lernt ein Land im Urlaub so gut kennen, dass er auch nur annhähernd beurteilen kann, ob er dort für immer leben möchte. Der einzige von uns, der hier fundierte Aussagen machen kann, ist ja wohl Gregor.
Ich verbringe seit vielen Jahren immer längere Abschnitte (2 bis 3 Monate) des Winters in Südostasien, nicht nur, aber immer häufiger auf Bali (nur Bali geht bei 3 Monaten schon allein wegen der Visaproblematik nicht). Damit jetzt hier nicht gleich Neid aufkommt: ich mache dort keinen Urlaub, sondern habe einfach das Glück, meinen Arbeitsplatz für diese Zeit nach Südostasien verlegen zu können. So entgehe ich dem grässlichen deutschen Winter und es ist auch gar nicht so teuer, denn schließlich sparen wir in drei Monaten, die unsere Heizug im Winter nicht läuft, eine ganze Stange Geld. Daneben kann man das Auto abmelden, die Zeitung abbesstellen und noch einige andere Maßnahmen treffen, die ebenfalls Geld sparen. Wir kommen fast auf eine ausgeglichene Bilanz was Kosten und Einsparungen angeht.
Wenn man regelmäßig zwei Monate auf Bali verbringt, lernt man natürlich viele Aussteiger und Auswanderer kennen und man trifft auch auf sehr viele gescheiterte Menschen. Die meisten sind gescheitert, weil sie die wichtigsten Grundsätze vor ihrer Auswanderung nicht beachtet haben:
1. Grundsatz: Wer in einem Land leben will, sollte die Sprache des Gastlandes sprechen. Das ist auf Bali einfach und schwer zugleich. Einfach, weil Indonesisch leicht zu erlernen ist. Schwierig, weil es besser wäre, balinesisch zu sprechen. Wir habe Leute getroffen, die dort seit Jahren lebten und weniger indonesisch sprachen als wir. Ergebnis: sie fühlten sich ständig hintergeangen und waren total isoliert.
2. Grundsatz: Wer in einem Land leben will, braucht ein Netzwerk von Freunden in seiner neuen Heimat. Man wird bei längeren, nichttouristischen Aufenthalten immer wieder mit Problemen konfrontiert, die man schnell und einfach löst, wenn man sich auf die Hilfe von Einheimischen verlassen kann, denen man vertraut. Dieses Netzwerk aufzubauen kostet Zeit und Geduld (und Sprachkenntnisse, siehe 1.) und sollte schon existieren, bevor man endgültig auswandert.
3. Grundsatz: Bevor man auswandert, bleibt man häufiger für längere Zeit auf Bali (mindestens drei bis sechs Monate), um festzustellen, ob man mit dem Alltagsleben wirklich auf Dauer zu Recht kommt. Die Visaproblematik kann man über ein social Visa lösen, wenn man das entsprechende Netzwerk von Freunden hat (siehe 2)
4. Grundsatz: Man sollte sich nie zu früh für alle Zeiten festlegen. Es ist zum Beispiel völlig unnötig, ein Haus zu bauen, weil man für sehr wenig Geld sehr schöne Hauser mieten kann (ab 100 Euro pro Monat). Mit einem Haus begibt man sich in eine Abhängig, die für manche schnell zum Problem wird.

Die meisten Menschen machen sich nur Gedanken über die Kosten, dabei sind sie das kleinsten Probleme bei einer Auswanderung. Mieten sind niedrig, Nebekosten ebenfalls (s. Gregor) und die Lebenshaltungskosten liegen, wie Gegor schon schrieb, etwa bei der Hälfte des deutschen Niveaus. Das kann ich nur bestätigen, selbst dann, wenn man hin und wieder europäisch essen will. Als Mensch, der auf Bali lebt, hat man nämlich eine Küche und kann selbst kochen. Wie zu Hause eben. Und die meisten Lebensmittel, vor allem die frischen, bekommt man auf den Märkten viel billiger. Wenn man die Sprache spricht (siehe 1.) und von den Balinesen akzeptiert wird (s. 2.) zahlt man dort die marktüblichen Preise. Die meisten Touristen glauben gar nicht, wie billig manche Dinge tatsächlich sind, wo ihnen doch schon die Touristenpreise günstig erscheinen.

Also: Wer überlegt, nach Bali auszuwandern: Nur Mut! Aber: Bevor man in Deutschland alle Zelte abbricht, unbedingt für längere Zeit dort leben!
Viele Grüße
Matthias
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