Bali Board - Einzelnen Beitrag anzeigen - Reisebericht Bali 2009
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Alt 14.06.2009, 17:15   #5
besar
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besar befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
15.05.


abends halb zehn in deutschland.
zeit fuer ein…
…schnaepschen!
denn hier ist es halb zwei am morgen, oder in der nacht. und wir sind gerade aufgestanden und nehmen unsere prophylaxe.
um halb drei will uns gery hier aufgabeln, der uns im letzten jahr wundervolle stunden an einem ganz besonderen tag organisiert hat. diesmal wird es wohl nicht so entspannend werden.
gery ist puenktlich. so machen wir uns kurz nach halb drei auf den weg gen norden. die strassen sind menschenleer. ist klar – ist ja bei uns um die zeit auch nicht anders. aber wo kommen die ganzen hunde her? ist ja irre, was sich da in der nacht auf den strassen so abspielt. ist ja fast wie bei hitchcocks „die voegel“. nur ohne federn und mit vier beinen.
weit vor vier sind wir am fusse des baturs angekommen und machen uns wenig spaeter auf die socken. der guide ist ein netter kerl namens jon (oder so aehnlich). ausserdem begeleitet uns ein getraenkeverkaeufer namens getraenkeverkaeufer (den richtigen namen haben wir vergessen) bis zum gipfel.

der weg hinauf zum vulkan war recht einfach.
bis wir den parkplatz verlassen hatten.
danach ging es leicht bergauf. die taschenlampen waren unser bester freund. jeder schritt wurde ausgeleuchtet. nach einer halben stunde die erste pause. obwohl es beileibe nicht richtig heiss war, kamen die ersten schweisstropfen.
„schade, dass der mond so hell scheint und keine wolken am himmel sind. da sieht man den berg.“
was wollte gery uns damit sagen?
das wurde uns dann so langsam auf dem weiteren weg bewusst. das hier war keine bromo-tour. die war dagegen ein echtes kinderspiel.
irgendwie kamen wir naeher an den gipfel heran, aber nicht so richtig hoeher. und dann war es so weit. schluss mit der leichten steigung. jetzt ging es richtig los. jetzt ist uns auch klar, warum die tour im regelfall nur nachts beginnt. das hat ueberhaupt nichts mit dem sonnenaufgang zu tun!! kein vernuenftiger mensch wuerde bei klarer sicht diesen weg begehen, wenn er sieht was vor ihm liegt.
auf jeden fall war uns vollkommen klar, dass das nichts wird, mit uns und dem sonnenaufgang auf dem berg. der weg wurde immer steiler und schwieriger.
unten im tal hatten wir von gery dicke weisse handschuhe bekommen. erst kam ich mir vor wie eine karikatur von michael jackson (obwohl meine haut mittlerweile wesentlich dunkler ist, als seine – selbst ohne bali-urlaub). kam es uns am anfang noch lustig vor, wussten wir mittlerweile die dinger zu schaetzen! oft war es uns nur damit moeglich, uns an den scharfkantigen steinen festzuhalten oder abzustuetzen. unsere raucherlungen prusteten, die einzelnen schweisstropfen hatten sich jetzt zu fliessenden stroemen vereinigt und die abschnitte zwischen den einzelnen pausen wurden immer kuerzer, waehrend die selbst immer laenger wurden.
gery entpuppte sich als wahrer motivationskuenstler.
„nur noch 20 minuten.“ „zwei drittel habt ihr geschafft.“ „von nun an wird der weg besser.“
alles luegen. jetzt wissen wir es.
aber auf dem weg hat es geholfen.
die einzigen, die nicht prusteten waren gery (mit ganz leichten abstrichen), jon und der getraenkeverkaeufer.
einige andere trupps waren schneller als wir und haben uns ueberholt.
das langsamere tempo hab ich dann durch lauteres schnaufen ausgeglichen.
zum glueck war es immer noch dunkel und die blicke waren fast ausschliesslich immer auf das von der lampe ausgeleuchtete stueck boden gerichtet. so sah man nicht, dass der gipfel nur gaaanz langsam naeher kam (wenn ueberhaupt). ich hatte das gefuehl, es geht gar nicht mehr vorwaerts – nur noch bergauf. und dann sagt man sich: wenn der gipfel oben ist, dann ist bergauf ja vorwaerts. also weiter.
irgendwann hoerten wir dann stimmen. nicht unsere. die waren schon vor langer zeit verstummt. wir naeherten uns dem ziel.
und dann waren wir oben!
puenktlich – noch vor sonnenaufgang!

und noch mal ein dank an gery. er hat uns empfohlen, ein ersatzshirt mitzunehmen. jetzt war klar warum. mein shirt war nass. und wenn ich schreibe nass, dann meine ich nass – und nicht feucht.
der getraenkeverkaeufer hat auch noch sein geschaeft gemacht. wenn er uns schon gute zwei stunden als nachhut begleitet, dann soll er auch belohnt werden.

frisches shirt, softdrink. hinsetzen. und dann ganz romantisch erst mal ne kippe. und auf den sonnenaufgang warten.

als es dann langsam hell wurde, bot sich ein phantastischer ausblick. solche bilder traegt man im herzen. sie sind weder durch fotos noch durch beschreibungen wiederzugeben!
trotzdem ein versuch: direkt vor uns der gg. abang. links in der ferne der rinjani auf lombok. am anfang noch durch eine dicke wolkenbank zum teil verdeckt, die sich langsam aufloeste. etwas versteckt hinter dem gg. abang der gg. agung. voellig fei von wolken. ganz links geht es die letzten meter hoch zum batur, im ruecken freie sicht auf den gg. batukaru. und rundherum der unglaubliche blick auf die riesengrosse caldera (das muss damals ganz schoen geknallt haben), die vor rund 30.000 jahren entstanden ist (also kurz vor meiner geburt).
der lake batur ist nur teilweise zu sehen. das tal mit dem see zu unseren fuessen sieht aus, als ob man es unter einer riesigen flauschigen decke versteckt haette. aber auch hier loesten sich die wolken langsam auf und gaben langsam den blick frei, so dass der see in der aufgehenden sonne wie ein riesiger spiegel wirkte.
der himmel veraenderte im minutentakt die farbe. wolken veraenderten ihre formen. und im veraenderten licht gab es immer wieder neues in der ferne und naehe zu entdecken.

es ist schon ein irres gefuehl, wenn man auf einem noch aktiven vulkan steht, der selbst in einem riesigen vulkankrater steht. die ausmasse dieses kraters werden dir erst bewusst, wenn du mittendrin stehst und den rundum-blick hast.

terima kasih banyak, dass wir das sehen durften.

das hat die strapazen mehr als wett gemacht.
als fairer sportsmann muss ich jedoch zugeben, dass anja da noch mindestens einen schmuckkurs gut hat.

oben sind wir dann noch ein wenig rumgewandert (auch da ging es beileibe nicht nur geradeaus und auf ebener strecke) und haben uns einige ausbruchstellen der letzten jahrzehnte angesehen. und natuerlich immer wieder den blick in die weite schweifen lassen.

sehr faszinierend auch der blick auf das paerchen, das es geschafft hat, den aufstieg in shorts und flip-flops zu bewaeltigen (das machen hier selbst die indonesier nicht – und die machen sonst ALLES in latschen). wie sie allerdings runtergekommen sind, entzieht sich unserer kenntnis. wir haetten es aber gerne gesehen.
ich hab ja schon gedacht, wir waeren bekloppt, weil wir nachts einen vulkan raufklettern. aber es geht anscheinend immer noch bekloppter. schoen zu wissen!

der rueckweg war nicht wirklich leichter als der aufstieg. dies vor allen dingen deshalb, weil kraefte und kondition deutlich nachliessen. prompt hat sich anja einmal kraeftig auf den allerwertesten gesetzt. gott sei dank ist es bei einer kleinen schuerfwunde am bein geblieben. die haende sind beim abstuetzen dank der handschuhe unversehrt geblieben – das haette ansonsten ein paar nette andenken gegeben.
ausserdem fehlen die motivationsluegen von gery. denn was nutzt es zu erzaehlen, dass es nur noch zwanzig minuten sind, wenn man den see erkennen kann, der in etwa den ausgangspunkt markiert.

egal! wir haben es geschafft. sowohl nach oben – als auch wieder nach unten. arsch ab – aber gluecklich.
am parkplatz wurde als erstes wieder die lunge belohnt. erst danach ein leckeres sandwich. von gery zubereitet und spendiert. der mann ist ein allrounder – „kochen“ kann er auch noch. man glaubt es nicht, wie lecker ein sandwich sein kann, wenn man von so einer tour kommt.

@ gery: „das war eine tolle tour, gery. und wir wuerden dich auch gerne weiterempfehlen. ohne bedenken. aber wenn wir das tun, sehen wir dich schon, wie du jeden tag um ein uhr aufstehen musst. und dann jeden tag den batur hinauf musst. und das wollen wir ja nicht. und du wahrscheinlich auch nicht!?
trotzdem noch mal an dieser stelle: vielen dank!!“

im letzten jahr hat jemand nach unserem tagebuch 2008 gesagt: wenn ich gery nicht kennen wuerde, dann wuerde ich ihn suchen.
wenn noch jemand so denkt, so kann er sich bei uns melden und sich das suchen sparen.

der rueckweg ging nicht auf dem kuerzesten weg nach ubud, sondern ueber ein paar versteckte wege. durch tolle landschaften, auf nebenstrassen vorbei an reisterrassen und dorfleben. abseits der bekannten touristenpfade.

in ubud ein leichtes mittagessen in einem warung und dann zurueck in die greenfields. abschied von gery. mit dem versprechen, uns beim naechsten mal wieder zu treffen. klar doch – ist doch unser trauzeuge.

duschen und klamotten wechseln.
tagebuch schreiben.
sitzen und liegen.
nur nicht mehr laufen!!

nur noch zu den baendern, die das bambusrollo auf der terrasse oben halten. und zwar schnell! schnell nach unten mit den rollos, denn es hat urploetzlich angefangen zu regnen. und wie! innerhalb von ein paar sekunden steht die terrasse unter wasser. unsere klamotten, die wir zum trocknen und auslueften rausgehaengt haben, konnten wir gerade noch retten. es regnet in stroemen. fast eine stunde lang. zum ende hin strahlt bei stroemendem regen die sonne. verrueckt!

zeit fuer ein bintang.

ich hab das gefuehl, mein gesamtes koerpergewicht hat sich auf meine beiden beine verteilt. sie sind einfach nur schwer.
wie mag sich erst der typ fuehlen, der jeden morgen auf den batur hetzt, um seinen kleinen warung zu betreiben, wo er mit kaffee und tee die touris beglueckt? ist ja ein netter arbeitsplatz – aber der weg dorthin… und die lebensmittel fallen ja auch nicht vom himmel.
ich sollte das naechste mal daran denken, wenn ich auf dem weg zur arbeit mal wieder ein paar minuten an einer roten ampel schimpfe.

ausklingen lassen wir den abend bei samosas, madras curry und malaian kofta. und einem bintang.
danach noch eines auf der terrasse.

ich kann mich nicht mal mehr erinnern, wie mein kopf das kopfkissen beruehrt hat.



16.05.

die flasche mit dem schwarzen stier auf dem etikett leert sich so langsam. bis jetzt hat die morgendliche prophylaxe gewirkt. eine sich leerende flache bedeutet aber auch, dass sich der urlaub so langsam dem ende naehert. so ein mist! in dem fall sogar doppelt.

trotz des gestrigen anstrengenden tages sind wir schon wieder recht frueh wach. obwohl heute kaum etwas auf dem programm steht.
also geht es als erstes auf die terrasse um einen kopi anzusetzen (es gibt eine kleine kochnische inkl. kuehlschrank). gestern abend hat es noch einmal ordentlich geschuettet. deshalb ist es heute morgen unheimlich schwuel. wir luemmeln uns in unserer garnitur und geniessen die starke schwarze fluessigkeit mit blick auf die reisfelder. die froesche sind still geworden. ist auch besser so, denn langsam schweben jede menge weisser reiher ein. die nutzen petulu wohl nur fuer die beiden „sch“. schlafen und schei… als wir vergangene tage durch den ort gefahren sind, konnte man unter einigen baeumen kaum noch den asphalt erkenn. nun, hier sammeln sie wohl neues material fuer ihren verdauungstrakt. vielleicht stoert es sie ja, dass der regen ihre spuren verwischt hat!?

zeit, unter die dusche zu gehen. und danach mal anrufen und das fruehstueck ordern. der dritte kopi dampft so vor sich hin, als eier, toast, nasi goreng und fruechte gebracht werden.
vogelgezwitscher, direkt vor uns in fast greifbarer naehe ein paar kokosnuesse an der palme, dahinter die reisfelder. wir fruehstuecken in aller ruhe. urlaub.

geschickterweise haben wir fuer den heutigen tag den termin im pertenin vereinbart. dort koennen sie die gestern so arg strapazierten muskeln lockern. eine wohltat.

die ebenfalls fuer heute geplante radtour faellt allerdings leider aus. nun, nicht ganz leider. es ist zwar immer schoen, man sieht und erlebt viel – aber in diesem jahr lassen wir sie in beiderseitigem einvernehmen ausfallen. unsere beine haben das entschieden.

mit dem auto soll es heute ueber ein paar schleichwege richtung gunung kawi gehen. aber erst einmal zu ibu oka zum obligatorischen babi guling special. ich hab’ schon gedacht, wir kommen zu spaet, weil nichts mehr von einem babi zu sehen war. aber just in dem moment kommt ein moped angefahren. ein fahrer und ein beifahrer. der beifahrer balanciert mit beiden haenden ein riesiges tablett ueber dem kopf, auf dem ein frisches knuspriges babi guling darauf wartet (zumindest zum teil) auf meinem teller zu landen. mensch junge, lass bloss nichts fallen!! tut er nicht – zum glueck fuer meinen magen.

weiter geht es hoch gen norden. aber hoechstens fuer einen kilometer. im kleinen oertchen buntuyung ist entlang der strasse alles mit mopeds zugeparkt. da sieht sehr nach einem fest aus. und was gehoert zu einem richtigen fest auf bali? genau! hahnenkampf.
und so kommen wir wieder in den genuss eines riesigen spektakels.
100 bis 150 balinesische maenner, jede menge gockel und zwei touris. man beachtet uns kaum bis gar nicht. alle sind total vertieft in das geschehen. die gegner sind bereits ausgesucht, es wird bereits gewettet. der erste kampf ist heftig und kurz. das vorspiel war wohl wieder mal laenger als die hauptsache…
aber nach dem kampf ist vor dem kampf. zwischendurch werden wir bemerkt und mit einem freundlichen kopfnicken begruesst. auch fuer den folgenden kampf waren die gegner bereits fixiert. und wie schon im letzten jahr erlebt, hatten die kontrahenten nach einer gewissen zeit einfach keinen bock mehr aufeinander. aber beim hahnenkampf kann man eben keine 0 tippen. also gab’s wieder mal eine verlaengerung unterm korb. wieder verlor ein hahn sein leben und noch mehr balinesen einige rupiah.
eine neue session beginnt, die maenner drehen mit ihrem besten stueck einige runden und suchen einen gleichwertigen gegner. das wird dauern. einzelne paerchen haben sich bereits gefunden und die maenner lassen ihre haehne zum spass mal auf dem gegner rumhacken. dann wird weitergegangen. die systematik des ganzen hat sich uns noch nicht so wirklich erschlossen. auch was zwischen dem festsetzen des duells und dem eigentlichen wetten passiert, koennen wir noch nicht nachvollziehen. und die aufmerksamkeit eines einheimischen auf sich zu ziehen und in solch einer situation fragen zu stellen, ist unmoeglich. keiner beachtet einen. aber wir bleiben dran!
auf jeden fall wird es fuer die doerfler wohl ein langer nachmittag. und so wie es aussieht wird es hier in den naechsten wochen wohl sate ayam en masse geben.

weiter geht es an terrassen vorbei, die so aussehen, als ob sie nur fuer touristen angelegt worden seien. da aber in den einzelnen abschnitten gearbeitet wird und wir auch noch die einzigen fremden sind, ist das wohl ein trugschluss.
zwischendurch mal ein kurzer „plausch“ mit ein paar reisbaeuerinnen und die frage nach dem richtigen weg.
eine schon sehr alte ibu schaut uns muerrisch an, weil wir dabei auf dem weg geparkt haben, den sie gerade benutzt hat. aber ein freundliches „om swastiastu“ bringt auch sie dazu, den gruss zu erwidern und uns mit einem laecheln ihren einzigen verbliebenen vorderzahn zu zeigen.

gunung kawi liegt wohl etwas ausserhalb der haupttouristenrouten und ist deshalb wohl etwas schwach besucht und ein hort der ruhe.

auf dem rueckweg ein paar auftragseinkaeufe fuer freunde in deutschland an der „einkaufsstrasse“ von tegallalang nach ubud. danach ein spaeter kopi mit kuchen.

tagebuch schreiben und sonnenuntergang ueber den reisfeldern gucken.
zeit fuer ein erstes bintang.
danach zeit fuers abendessen.
und ein letzter abend im ruhigen ubud inmitten der reisfelder.
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