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Wenn man im Moment mit den Balinesen redet, dann teilt so gut wie niemand hier den Optimismus. Zwar geben alle zu, dass in diesem Jahr die Weihnachtszeit besser war, als in den Jahren zuvor. Dafür war der Einbruch im Februar um so größter. Zumindest gefühlt, denn die Zahlen müssen wir ja noch abwarten.
Wobei die Zahlen ja auch nicht alles sagen. Ich denke, dass der Tourismus auf der Insel im Moment einen großen Wandel erlebt. Hab mich in den letzten Tagen länger mit verschiedenen Leuten aus der Tourismusbranche darüber unterhalten. Der klassische Traveller früherer Jahre findet auf Bali eigentlich nur noch im Osten oder Norden sein Glück. Im Süden dominiert immer mehr der luxusorientierte Pauschaltourismus. Kann man gut abliesen an der Verschiebung der Touristenströme. Kuta mit seiner atlhergebrachten Traveller-Infrastruktur wirkt immer noch eher wie ausgestorben, während es weiter nach Norden (Legian und vor allem Seminyak) schon besser aussieht. Stammgäste, Langzeiturlauber und Expats haben die Region eh längst verlassen. Hier entwickeln sich völlig neue Zentren wie z.B. Canggu. Kann man gut an den Immobilienpreisen ablesen, die dort im Moment mit am höchsten sind.
Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind die unzähligen, kleinen Familienbetriebe. Homestays und kleine Hotels finden immer weniger Gäste. Das gleiche gilt für die Restaurants. Die "neuen" Urlauber auf Bali schauen nicht so sehr aufs Geld und wahrscheinlich sitzt ihnen auch ein bisschen die Angst im Nacken. Sie essen in ihren Hotels und Resorts, die ja meisten auch unterschiedlichste Restaurants guter Qualität anbieten.
In Ubud kann man das im Moment gut beobachten. Abends sind allenfalls die Restaurants im touristischen Zentrum (Jl. Raja zwischen Puri Lukisan und Palast sowie Jl. Wanara Wana (Monkey Forest St.) etwa bis in Höhe des Sportplatzes) gut besucht. Hier gibt es zwar auch das eine oder andere nette Restaurant, aber die wirklich guten mit excellentem Preis-Leistungsverhältnis liegen halt weiter außerhalb - und sind leer! Klassische Touristen trifft man abends "so weit draußen" gar nicht mehr, die Gäste sind entweder Lanzeiturlauber oder Expats.
Also: Zahlen sagen nicht alles. Für das Wohlergehen vieler Menschen auf Bali ist auch das Verhalten der Urlauber wichtig. Im Moment sind sich zum Beispiel alle einig, dass sich der russische Markt in den kommenden Jahren zu einem der wichtigsten für Bali entwickeln wird. Was das bedeutet, hat uns gerade ein Hotelier erzählt, der sehr zufrieden war, dass er sein Haus seit drei Monaten fast immer ausgebucht hat mit russischen Gästen. Sie sitzen den Vormittag am Strand, den Nachmittag am Pool. Sie essen Mittags und Abends im Hotel. Dazu trinken sie Unmengen Wodka. Der Hotelier ist glücklich. Er will gar keine anderen Gäste. Er würde allerdings auch keine anderen mehr bekommen!!!
Viele Grüße
Matthias
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