Bali Board - Einzelnen Beitrag anzeigen - Reisebericht Bali 2009
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Alt 14.06.2009, 17:13   #4
besar
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besar befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
13.05.

heute sollte es vom eher verschlafenen lovina ins etwas lebhaftere ubud gehen. vom 5-sterne-resort in eine private kleinere anlage. vom sternekoch zur hausmannskost.
wir freuen uns!

von singaraja nach kintamani. von dort schon mal ein kurzer blick auf den batur (naechste tage ist er dran!). und dann nur noch bergab bis ubud.

in ubud ist es am nachmittag noch recht trubelig. so haben wir uns erst einmal auf unserer terrasse breit gemacht und den ausblick genossen. ausgepackt haben wir nicht, denn morgen ziehen wir innerhalb der greenfield bungalows (da sind sie wieder, die gewohnheitstiere) in „unseren“ bale wangsuh, der leider heute noch nicht fei war. bale semangem ist etwas kleiner, bietet aber den gleichen tollen ausblick auf die reisfelder. zur zeit sind die pflaenzchen etwa 15 – 20 cm hoch und erstrahlen im saftigsten gruen. und das mitten in ubud.

am spaeten nachmittag ein kleiner bummel durch ubud, inkl. einer anmeldung im studio perak. dann zum essen zum lieblingsinder. wohin sonst?

mit einem eiskalten bintang auf der terrasse, mit einem kostenlosen froschkonzert als zugabe, haben wir dann den abend ausklingen lassen.

ach ja – kurzerhand haben wir uns entschlossen (wenn auch etwas spaet), uns doch noch eine indonesische telefonkarte fuers handy zu besorgen. auf dauer werden die telefonate vom hotel doch zu teuer (wenn man es an den preisen festmacht, hat das damai nicht nur den zweitbesten koch balis, sondern auch noch die beste telefonanlage indonesiens) und die suche nach wartel-buden gestaltet sich im handphone-zeitalter immer muehseliger. funktioniert ohne probleme und jetzt kann man uns unter der nummer 0852…. erreichen. schade, dass keiner die nummer hat.



14.05.

das fruehstueck gibt es hier nach anruf immer noch aufs zimmer. ein restaurant oder einen fruehstuecksraum gibt es immer noch nicht. aber es ist herrlich, morgens mit blick auf die gruenen felder in aller ruhe zu speisen und zu sehen wie alles langsam erwacht.
denn wir waren heute schon wieder mal frueh auf den beinen. bereits um 9 uhr muessen wir im studio perak sein.
oh – so frueh schon? und wieso nicht im pertenin spa, wie in den vergangenen jahren?

stop, stop, stop!

studio perak ist weder ein spa, noch ein massage- oder beauty-salon. es ist ein schmuckladen. aber nicht nur! „make your own jewelry!“ heisst das motto. und um 9 uhr faengt der kurs an. und ich muss mit!
das ist teil eines deals.
ich gehe zum schmuckkurs und anja geht morgen frueh mit auf den batur.

wie erwartet bin ich der einzige kerl zwischen den frauen. zwei amerikanerinnen und anja. hahn im korb. fast – denn da ist ja auch noch ketut, der meister des schmuckhandwerks. der begruesst uns alle recht herzlich (noch kann er lachen) und meint, wir koennten uns im laden noch ein paar inspirationen holen, ehe wir unseren eigenen schmuck basteln. die beiden amerikanerinnen sind schnell dabei, es ist bereits ihr zweiter kurs, morgen folgt der dritte. anja wird auch recht schnell fuendig, nur ich stehe ein wenig trottelig herum. warum soll ich was basteln und mich quaelen, wo ich doch alles im laden kaufen kann? hilft nix – deal ist deal.
also mache ich es mir ganz einfach (dachte ich mir jedenfalls). ein anhaenger fuer eine kette – und was liegt da naeher, als da bali-om?!
ist doch simpel: ausstanzen, ins silberbad schmeissen, polieren, kette dran – fertig!
was mich von vorneherein allerdings haette stutzig machen muessen: fuer den kurs waren insgesamt 3 stunden angesetzt.
ich sag’ also ketut, was ich machen moechte und er findet es prima (wie sich hinterher herausstellt findet er fast alles prima). die 3 maedels waren schon laengst eifrig bei der arbeit. ketut legt mir einen bleistift und einen zettel vor und meint, ich solle dann mal zeichnen.
ich? zeichnen? der absolute legastheniker, was das zeichnen betrifft?
der will mich doch veraeppeln. ich dreh also den zettel um und seh’ auf der rueckseite nach. nichts!
der meint das tatsaechlich ernst!
ich hole mir ein muster aus dem laden und fange an abzupausen.
damit ist der meister nicht zufrieden. ich soll nicht SEINEN schmuck basteln, sondern MEINEN!
ich versuche abzuzeichnen!
der meister blickt mir ueber die schulter und meint: „prima! aber die linienfuehrung stimmt nicht!“
bei den maedels nehmen die dinge schon formen an. anja schliesst ihren schmuckstein schon in eine silberfassung.
mein om hat mich verlassen und ich ueberlege umzuswitchen.
vielleicht einfach einen klumpen silber mit einer oese?
aber ketut laesst nichts zu. zeichnet mir sogar den anfang vor und gibt mir einen neuen, dickeren stift. als ob das helfen wuerde. warum zeichnet der meister nicht zu ende?
weil es MEIN schmuckstueck sein soll – SEINES koennte man ja im laden kaufen. (was mir am liebsten waere)
als bei den maedels die ersten sachen punktgeschweisst werden, bin ich mit meiner zeichnung fertig.
der meister ist nicht ganz zufrieden und bessert nach – es war nicht alles aus einem guss. (wie auch, sonst haette ich ja nicht so lange gebraucht!) aber ansonsten ist es prima. natuerlich!
die naechste frage, die sich mir stellt: wie stelle ich die stanzmaschine auf meine persoenliche zeichnung ein?
gar nicht – es gibt keine!
meine zeichnung wird vom meister auf eine duenne silberplatte geklebt. dann drueckt er mir eine art laubsaege in die hand und sagt mir, jetzt koennte ich es am rand entlang aussaegen. aber vorsichtig, sonst geht das saegeblatt kaputt. vorne am tisch ist eine kleine ausbuchtung, da kann ich saegen. und schoen stramm halten. und nochmals: schoen vorsichtig, wegen des saegeblattes.
ja, mann – ich bin doch nicht bloed.
oder doch – sonst waere ich ja nicht hier.
die maedels schmeissen schon eifrig irgendwelche geformten dinge in verschiedene fluessigkeiten.
die eine amerikanerin sagt mir: saegen ist ein hartes stueck arbeit, das haette sie nicht genommen.
zicke! warum sagt sie mir das erst nach ner knappen stunde?
ich saege fleissig drauf los. des meisters laecheln wirkt nur noch dreiviertel der zeit echt. immer dann, wenn er sich um die maedels kuemmert. aber er hat trotzdem immer ein auge fuer mich und meine arbeit.
waehrend er wieder mal bei einer der amerikanerinnen hand anlegt, bzw. bei ihrer schmuckarbeit, sieht er zu mir rueber und meint: „thomas, kann es sein, dass du in meinen tisch saegst?“
klar kann das sein, deshalb ging es auch so schwer und nicht richtig voran.
irgendwann reisst natuerlich das saegeblatt und ich knipse den rest des ueberschuessigen silbers einfach mit einer herumliegenden zange weg. die kaputte laubsaege verstecke ich unter anderen herumliegenden werkzeugen. da vorne lag ja noch eine andere saege.
man sagt ja oft, dass man asiaten die wahren gefuehle nicht vom gesicht ablesen kann. und das stimmt. als der meister mein saegewerk sieht, sagt er: „beautiful“ (das ist englisch und heisst soviel wie „prima“), und verzieht dabei kaum seine miene.
und jetzt?
die ersten schmuckstuecke bei den maedels sehen schon fertig aus und koennen schon gefeilt werden.
ich darf mit einem handbohrer (so einen hab ich schon mal im deutschen museum in muenchen gesehen) noch zwei loecher in mein werk bohren. aber vorsichtig – sonst bricht der bohrer ab.
der bricht zwar nicht – dafuer hat der tisch jetzt zwei neue loecher.
die erste amerikanerin faengt an zu polieren. anjas schmuckstueck ist fertig geformt und muss nur noch gehaemmert werden.
und ich?
der meister sucht die saege (warum nimmt er nicht die andere?), findet sie, zieht eine augenbraue hoch und ich darf zur strafe mit einem halben saegeblatt weiterarbeiten (eigentlich mit noch weniger, da das obere stueck des blatts gar keine zaehne hat). ich muss noch zwei winzige dreiecke in mein silberstueck saegen – deshalb durfte ich ja die beiden loecher bohren. „aber innen schoen den schwung der aussenlinie fortfuehren.“
haeh?
„nicht gerade, sondern im leichten bogen, der aussenlinie folgend.“
leck mich. ein dreieck besteht aus drei geraden und drei winkeln. und so wird’s gemacht. fertig.
anja ist mit haemmern fertig und darf auch polieren.
weil meine innenliegenden dreiecke zu dreieckig sind, darf ich mit einer art nagelfeile alles noch ein wenig korrigieren. und auch aussen gibt es noch was zu feilen. „sieht ja gar nicht aus, wie sauber ausgesaegt!“
ach was?
ich feile wie ein doofer.
der meister zieht vorne am tisch eine schublade auf und fragt mich, ob ich denn bisher die silberspaene nicht aufgefangen habe?
doch hab’ ich. und zwar beim saegen. da liegt doch alles schoen vermischt. silber mit holz vom tisch.
ich erwaehne, dass wir bereits in drei tagen, am sonntag, wieder von ubud aus weiter muessen. der meister kann nicht darueber lachen.
amerikanerin 1 hat einen perfekten ring mit einem viereckigen schwarzen edelstein vor sich liegen. anja einen perfekten anhaenger mit einem kleinen runden stein. amerikanerin 2 ist noch fleissig bei der arbeit. der scheint es auch nicht besser zu gehen als mir.
ich habe eine mattgraue parodie eines bali-om vor mir liegen. der meister laechelt (oder lacht er mich aus?) und aeussert, das jetzt noch die oese fuer die kette fehlt. ja dann her damit und dranschweissen.
von wegen. selbst dieses kleine ding wird aus einem duennen silbernen streifen geschnitten und zu einem winzigen kreis geformt. und wer durfte das machen? genau! ich! dem meister war der kreis allerdings zu gross. so durfte ich ihn noch mal verkleinern. und dann noch mal.
die schweissarbeit hat dann der meister wieder uebernommen und dann das gebilde in „acid“ geschmissen, damit das „borax“ rauskommt. oder so aehnlich.
alles klar?
nach mir (!!) schmeisst amerikanerin 2 einen ring zum boraxaustreten ins becken. ich hab sie ueberholt! eine art euphorie ueberkommt mich.
aber nur fuer kurze zeit. bis zu dem augenblick, wo ich begreife, dass dies schmuckstueck nummer drei ist, das sie gefertigt hat. sie hat wohl an meinem blick erkannt, was ich gedacht habe (ich bin ja kein asiat) und meinte nur, dass sie sich niemals eine saegearbeit ausgesucht haette. (kennt einer das bild von obelix, wenn einer „dicker“ zu ihm sagt?)
ich auch nicht!! ich bin vom ausstanzen ausgegangen!!
amerikanerin 1 und anja stoebern schon im laden herum.
ich darf jetzt in den polierraum. der meister zeigt mir wie es geht: schoen festhalten und an die walze druecken. genau so mache ich es. und „wusch“ war das ding weg. das passierte noch ein paar mal. der meister ging in der zwischenzeit lieber zu der streberin mit den drei schmuckstuecken.
egal – irgendwann hat mein werkstueck auch geglaenzt.
und wer nicht weiss, wie ein bali-om aussieht, dem koennte ich es als solches verkaufen. will ich aber gar nicht. denn es wird mich immer an ueber 3 stunden arbeit in der high-tec-werkstatt von ketut dem meister erinnern. (wer ihn mal trifft und graue haare entdeckt: die verdankt er mir!)

bin mal gespannt, ob anja morgen am batur genau so leidet?

zur belohnung gab’s bei nomad’s einen kleinen lunch. begleitet von einem eiskalten bintang. egal ob es irgendwo schon vier ist.

mit den taschen voller schmuck – natuerlich waren die eigenkreationen nicht die einzigen teile – ging es erst mal richtung unterkunft.

der umzug in „unseren“ bale wangsuh war schnell getaetigt. da wir ja nicht großartig ausgepackt hatten, war es kein problem gewesen, unser gepaeck bereits rueber zu schaffen. wangsuh ist nicht nur „von den goettern gesegnet“, sondern auch noch wesentlich geraeumiger.

danach noch ein wenig durch ubud, petulu und umgebung. mit dem auto, nicht mit dem fahrrad (das erst am samstag). kurzer stopp in tegallalang bei einigen bevorzugten shops, zurueck zu den greenfields, ein fruehes abendessen (diesmal nicht beim inder, denn linsen koennen morgens auf dem weg rauf zum batur eine verheerende wirkung haben) und schon kurz nach acht ging’s in die falle. nicht ohne die noetige bettschwere mit einem bintang, begleitet durch die froescher-choere, herbeigefuehrt zu haben.
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